Selbstfürsorge
Was im Pflegealltag helfen kann, gesund zu bleiben
Ergebnisse einer Studie zur Belastungssituation pflegender Eltern und anderes, das hilft, gesund zu bleiben.
In einer Studie aus dem Jahr 2019 ist Professorin Christa Büker (Professorin für Pflegewissenschaften an der FH Bielefeld) der Frage nachgegangen, inwieweit sich die Pflege eines Kindes auf die Gesundheit der Mütter auswirkt.
Warum nur Mütter? Weil fast immer, nämlich zu 98 %, die Mutter die Hauptpflegeperson des Kindes ist. Selbstverständlich haben pflegende Väter ähnliche oder die gleichen Belastungen, weswegen die folgenden Erkenntnisse auch für sie interessant und hilfreich sein können.
Die befragten Mütter, die bereits seit mehreren Jahren die Pflege ihres Kindes hauptverantwortlich durchführen, konnten für sich benennen, dass ihnen folgende Strategien im Pflegealltag helfen, gesund zu bleiben:
- Das Schaffen eines verlässlichen Betreuungspools
„Um sich selbst zu entlasten und Auszeiten zu ermöglichen, bleibt den Müttern nichts anderes übrig, als ihr Kind in andere Hände zu geben“ (Büker und Pietsch 2019, Seite 29). Das stellt für viele Mütter eine besondere Herausforderung dar. Umso wichtiger ist ein Unterstützungsnetzwerk bestehend aus Freundinnen und Freunden, Verwandten und professionellen Dienstleistern, denen Sie vertrauen können. -
Entlastung durch den Partner
Es wird als entlastend beschrieben, sich in der Pflege und Betreuung hin und wieder vom Partner unterstützen zu lassen. Hilfreich kann dabei sein, zu akzeptieren, dass er Aufgaben vielleicht anders ausführt. „Dann stellen die Väter oftmals die wichtigste Ressource dar, indem sie sich um die Geschwisterkinder kümmern [oder] Nachtschichten (…) übernehmen (…)“ (Seite 29). -
Austausch mit Eltern, die sich in einer ähnlichen Situation befinden
Viele der interviewten Mütter berichten, dass der Austausch mit anderen betroffenen Müttern eine große Unterstützung für sie darstellt. Sie beschreiben, dass sie sich hier „angenommen und zugehörig“ fühlen (Seite 30). „Außerdem erhalten sie in den Gruppen oftmals wertvolle Informationen, z. B. wenn es um Antragstellungen oder Tipps für den Alltag geht“ (Seite 30).Auch Mütterseminare, die ein gesamtes Wochenende lang stattfinden, werden trotz des hohen organisatorischen Aufwands als sehr wohltuend beschrieben.
„Also die Frauen, die da das erste Mal dabei sind, die sagen: ‚Ja, es ist schwierig oder ich muss so viel organisieren‘. […]. Und wenn sie dann einmal dieses Wochenende »überlebt« haben, dann sagen sie: ‚Oh, das war super! Ich geh wieder mit‘ “ (Seite 30).
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Körperliche Aktivitäten
„Zu den häufigsten Strategien zur Gesunderhaltung gehören Bewegung und Entspannung (…). Aktivitäten wie Laufen, Walken, Schwimmen, Pilates, Kieser-Training oder Wandern werden als körperlich und mental entlastend empfunden“ (Seite 28). Auch Yoga, Qi-Gong oder Autogenes Training werden als wohltuend beschrieben. Natürlich können auch alle anderen Bewegungsarten hilfreich sein. Auch kleine Einheiten von wenigen Minuten helfen. -
Hobbys
„Wichtig sind ferner Freizeitaktivitäten und Hobbys, die mit anderen ausgeübt werden, wie beispielsweise Chorsingen oder Musizieren. Die regelmäßigen Treffen werden als ‚Seelenbalsam‘ und sogar als ‚heiliger Abend‘ bezeichnet. Die Verwendung dieser Metaphern zeigt, wie wichtig diese Auszeiten sind, (…)“ (Seite 28). -
Was auch immer guttut
Alles, was Freude macht oder entlastet, wie z. B. das Schaffen „(…) einer schönen Wohnumgebung, Gartenarbeit, Heilfasten, Nutzung alternativer Medizin (Osteopathen, Heilpraktiker). Physiotherapie, Massagen, gelegentliche Abende allein mit dem Partner zum gemeinsamen Essengehen, Entlastung durch eine Reinigungskraft“ (Seite 31). -
Berufstätigkeit
„Auch die Berufstätigkeit wird (…) als Strategie bezeichnet, um gesund zu blieben und den pflegerischen Alltag für eine kurze Zeit hinter sich zu lassen. Berufstätig zu sein bedeutet nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern auch die Chance, nicht immer nur als Mutter eines behinderten Kindes wahrgenommen zu werden“ (Seite 31)
Es wurde belegt, dass pflegende Eltern erhöhte gesundheitliche Risiken in vielerlei Hinsicht tragen: Verspannungen, chronische Schmerzen, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und soziale Isolation seien hier nur beispielhaft genannt. Die pflegebedingte körperliche Anstrengung, fehlende Auszeiten und Pausen sowie psychische Belastungen und viele weitere Aspekte tragen dazu bei. Allein ist dieser Kreislauf kaum zu unterbrechen. Pflegende Eltern brauchen spezifische und frühzeitige Angebote, um sich um sich selbst und ihr Gesundbleiben kümmern zu können. Dazu gehört auch der Ausbau von qualifizierten Betreuungsmöglichkeiten für Kinder mit komplexen Behinderungen. Studien wie diese sind ein erster wichtiger Schritt auf die Bedürfnisse pflegender Eltern und erforderliche Unterstützungsangebote aufmerksam zu machen.
Bei Interesse an den kompletten Ausführungen von Prof. Dr. Christa Büker und Severin Pietsch, M.A. mit dem Titel „Gesundheitsbezogene Lebensqualität von Müttern mit einem pflegebedürftigen Kind (GesuLeM)“, sprechen Sie uns gerne an.