Langzeitentlastung

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Über alle Warnsignale hinweg?

Das Leben mit einem schwerstpflegebedürftigen Kind, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen ist mit hohen Anforderungen und Aufgaben ver­bunden. Die körperlichen, emotionalen und organisatorischen Belastungen sind oft immens.

Manchen Eltern ist gar nicht richtig bewusst, was und wie viel sie täglich leisten. Allein die körperliche Pflege nimmt viel Zeit und Kraft in Anspruch. Hinzu kommen die Beaufsichtigung, die Förderung und Freizeitgestaltung Ihres Kindes, die Koordina­tion der Versorgung, die Organisation von und Begleitung zu ärztlichen Terminen, Therapien und anderen Terminen, die hauswirtschaftliche Versorgung, Behördengänge, die Auseinandersetzung mit Kosten­trägern und Leistungsanbietern, die Suche nach Informationen und einiges mehr.

Im Alltag müssen Sie aber nicht nur die Aufgaben bewältigen, die mit der Erkrankung und Pflegebedürftigkeit Ihres Kindes einhergehen. Hinzu kommen noch viele andere kleine und große Anforderungen, zum Beispiel die Erziehung weiterer Kinder, eine Berufstätigkeit, Haushaltspflichten oder die Pflege von sozialen Kontakten. All das miteinander zu vereinbaren, ohne sich selbst zu überlasten, ist eine große Herausforderung.

Auch die emotionale Auseinandersetzung mit der Situation kann sehr kräftezehrend sein. Die seelischen Anforderungen werden häufig unterschätzt. Dabei sind sie keineswegs harmloser als die körperlichen und organisatorischen.

Eine Mutter sitzt am Tisch und hat den Kopf in die Hände gestützt. Sie scheint erschöpft zu sein oder sich Sorgen zu machen. Vor ihr auf dem Tisch sind eine Tasse und verschiedene Briefe.

Fehlende Informationen über Entlastungsmöglichkeiten sowie der innere Antrieb, alles für sein Kind oder seinen Angehörigen tun zu wollen, sind mögliche Gründe, warum viele pflegende Angehörige zu lange zögern, bevor sie sich Auszeiten von der Pflege nehmen. 

Folgen können sein:

„Mehr als die Hälfte der pflegenden Angehörigen leide wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge an Muskelverspannungen. Jeder fünfte zeige sogar depressive Symptome oder Schlafstörungen.“

Aus „Wenn pflegende Angehörige urlaubsreif sind“ vom Zentrum für Qualität in der Pflege

Warnsignale für körperliche und seelische Erschöpfung

Psychische Anzeichen
  • Energiemangel, Schwächegefühl, Müdigkeit
  • das Gefühl, dass einem alles zu viel ist
  • Nervosität, innere Unruhe, Gereiztheit
  • Ärgergefühle, Schuldzuweisungen
  • Angst
  • Freudlosigkeit, Niedergeschlagenheit
  • kreisende Gedanken
  • keine Lust auf Kontakte mit anderen Menschen
  • vermehrter Konsum von Alkohol, Medikamenten
Körperliche Anzeichen
  • Ein- oder Durchschlafstörungen
  • Kopf-, Nacken-, Rückenschmerzen
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • zu viel oder zu wenig Appetit
  • Hautprobleme
  • Engegefühl in der Brust, Herzrasen, Herzschmerzen
  • geschwächte Abwehrkräfte, z. B. häufige Infekte

Aus „Entlastung für die Seele – Ein Ratgeber für pflegende Angehörige“ von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e. V. (Hrsg.), in Zusammenarbeit mit: Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung e. V., Seite 27–28

Sich einzugestehen, dass die vielfältigen Anforderungen an den Kräften zehren, ist wichtig, um auch für sich selbst Pausen oder andere Aktivitäten einzuplanen. Wer sich im Dauereinsatz befindet, benö­tigt Gelegenheiten, um die Kräfte wieder aufzutanken, sich einem Hobby zu widmen, einen Freund oder eine Freundin im Café zu treffen oder zu tun, was auch immer guttut.

Bei der Suche von Möglichkeiten an Ihrem Wohnort und der Organisation unterstützen wir Sie gerne.