Zwischen Hoffnung und Trauer

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Was hilft?

Um große Anforderungen zu bestehen, kann jeder Mensch Kräfte und Hilfe gebrauchen. Sie liegen in einem selbst, im Umfeld und in unserer Solidargemeinschaft, der Gesellschaft.

Jede und jeder von uns ist in der Lage, sich selbst zu helfen, wenn es darum geht, außergewöhnlichen Belastungen standzuhalten. Jeder Mensch verfügt über eine Vielzahl von einzigartigen Ressourcen. Ein Blick auf die eigenen Stärken, Fähigkeiten und fördernden Umweltbedingungen gibt Kraft und ermöglicht uns, sie zu nutzen. Hiermit können wir bereits immense Anforderungen bestehen.

Der Mensch mit seinen inneren und äußeren Ressourcen (Beispiele)

Darüber hinaus gibt es Hilfe, die wir selbst initiieren oder von außen in Anspruch nehmen können. Wir wissen, spüren und erkennen selbst am besten, welche Hilfe für uns und unsere Situation die passende ist.

Im Prozess, uns selbst und unsere Situation mit all ihren Aspekten zu verstehen, kann es auch hilfreich sein, von Menschen mit ähnlichen Schicksalen zu erfahren. Aus ihren Geschichten können wir Anregungen im Umgang mit unserer Situation entnehmen und Informationen über passende Hilfsangebote und -möglichkeiten zusammentragen. Konkrete Hilfe kann viele verschiedene Formen haben, von denen wir auf den folgenden Seiten einige nennen wollen.

  • In Gesprächen mit anderen Unterstützung erfahren
  • Tagebuch schreiben
  • Für ausreichend Schlaf und gesunde Mahlzeiten sorgen
  • Angenehme Aktivitäten in den Tagesablauf einplanen
  • Entspannungsmethoden anwenden
  • Pausen einlegen
  • Für gemäßigte körperliche Bewegung sorgen
  • Kraft in Ritualen, Spiritualität, Glaube und Hoffnung finden
  • Information suchen
    Broschüren, Bücher und Erfahrungsberichte helfen, das Erlebte einzuordnen.
  • Trauerarbeit / Seelsorge
    Ausgebildete Trauerbegleiterinnen und -begleiter helfen auf verschiedenen Wegen, den Verlust zu begreifen, der eigenen Trauer zu begegnen und neue Lebensperspektiven zu entwickeln.
  • Selbsthilfegruppen / Angehörigentreffen
    Der Austausch mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, wird oft als sehr hilfreich empfunden. Es gibt viele Verbände und Organisationen, die sich zum Thema Menschen mit schweren erworbenen Hirnschä­digungen engagieren. Sie bieten häufig auch Selbsthilfe­gruppen oder Angehörigentreffen an. Geeignete Such­begriffe für Ihre Recherche sind etwa:

     
    • Schädel-Hirnpatienten in Not
    • Forum Gehirn
    • ZNS Hannelore Kohl Stiftung
    • Intensivkinder Zuhause
    • Wachkoma-Pflegeeinrichtungen
    • die Zeitschriften „not“ oder „Wachkoma“
    • Selbsthilfegruppen für Menschen mit traumatischen Erfahrungen
    • Trauerselbsthilfegruppen

Auch in Internetforen kann Austausch mit anderen Betroffenen stattfinden.

Ergänzend dazu bietet die Lumia Stiftung jährliche Familientreffen an. Weiterführende Infos finden Sie unter www.lumiastiftung.de.

  • Beratung
    Informationen über Beratungsmöglichkeiten stellt Ihre Stadt oder Ihr Landkreis bereit. Unter dem Suchbegriff „psychosoziale Beratung“ können Sie zusätzlich Angebote in Ihrer Nähe finden. Mögliche Anbieter solcher Beratungsstellen sind Kirchen, Wohlfahrtsverbände und freie Träger. 
  • Familienberatung
    Unsere Familienstrukturen und -beziehungen werden in schmerzhaften und anstrengenden Zeiten besonders gefordert. Damit es nicht zu Überforderung kommt, kann eine Beratung für das Team Familie sich als hilfreich erweisen. Angebote finden Sie bei Interesse unter den Suchbegriffen „systemische Beratung“ oder „Famili­enberatung“. 
  • Psychotherapie 
    Psychotherapiepraxen gibt es in vielfältiger Form und Ausrichtung. Psychotherapie als Leistung der Krankenversicherungen finden Sie am besten unter den Suchbegriffen „Psychologische Psychotherapeuten“. Psycho­therapie nach dem Heilpraktikergesetz (HP oder HG) ist nicht immer, aber häufig eine Selbstzahlerleistung. Bei der Suche kann der Begriff „Trauma“ hilfreich sein. Allgemein ist mit Wartezeiten zu rechnen. 


    Kurzfristige Termine können Sie über die regionalen Terminservicestellen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vereinbaren. Genauere Informationen hierzu finden Sie im Anhang.

Zum Schluss möchten wir Ihnen einige Erfahrungen von den eingangs erwähnten Menschen weitergeben, die uns im Umgang mit ihrem veränderten Leben sehr beeindruckt haben. 

„Ich hatte und habe immer diese Hoffnungen. Dass mein Sohn besser dran ist als die anderen in der Klinik. Dass die Reha ihm da raushilft. Dass die Pflege und Förderung im Heim etwas hilft. Dass er Riesenschritte macht, wenn er nach Hause kommt. Ohne diese Hoffnungen hätte ich die Kraft nicht aufgebracht, die diese Schritte gekostet haben, auch wenn sich viele dieser Hoffnungen nicht erfüllt haben.“

„Ich habe dann alles getan, um mich von dem Schmerz abzulenken. Habe angefangen zu schmökern, alles zu lesen. Habe mich in Internetforen getummelt, versucht mich schlauzu­machen. Wissen hilft!“ 

„Wie ich mich erhole? Ich höre laut Musik im Auto! Dann kann ich mal was anderes fühlen.“ 

„Menschen, die mit einem aushalten, dass es ist, wie es ist, gibt es ja nicht so viele.“

„Die Chance, sich regelmäßig selbst zu reflektieren, hat mich gestärkt, mir geholfen, Routinen zu ent­wickeln, meinen Ängsten auf die Spur zu kommen, zu akzeptieren, was ist – und was nicht mehr ist. Wenn ich das nicht regelmäßig mache, verliert sich der Effekt ein wenig.“ 

„So oft sitze ich da und denke: Wach du nur auf, dann schreiben wir ein Buch – über das alles hier. Wir – gemeinsam.“ 

„Die Verarbeitung des Themas Schuld drängt sich mir immer wieder auf. Es ist ganz schwer oder schwierig, da dranzubleiben. Aber ich muss. Das weiß ich.“ 

„Ich habe nach dem Unfall von meinem Sohn zum Glauben an den Herrn Jesus Christus gefunden. Er ist für mich Kraftquelle und Sinnstiftung.“ 

„Meine beste Freundin. Sie war mir von Anfang an eine große Hilfe. Sie hat verhindert, dass ich mich aufgebe. Sie hat mir immer auch noch anderes zugetraut als ich. Es gipfelte unlängst darin, dass sie mir einen Job besorgte, den für mich zusagte und meinen aufkommenden Zweifeln mit den Worten entgegnete: 
,Du kannst das! Fertig!‘ Seither verkaufe ich an 2 Tagen in der Woche Schmuck. Und das tut mir gut.“

„Mein Mann nimmt mir viel Organisatorisches ab. Vielleicht hält er innerlich mehr Abstand als ich. Aber verloren haben wir eben alle drei un­sere Simone, so wie sie war. Und jeder verarbeitet das anders.“